Pas de bla bla !“

 

Rémy Zaugg

 

Ja, es gibt nichts als Mängel. Das nicht wahrgenomme Werk ist ein gewaltiger Mangel. Es ist nichts als Mangel. Es ist Mangel und Ort des Mangels. Dem wahrnehmenden Subjekt fällt es zu, den Mangel zu beheben: Ihnen ebenso wie mir. Mein Bild gibt sich explizit als das aus, was es ist: ein Mangel. Es stellt diesen Mangel sogar zur Schau. Und es behauptet zudem, über diesen Mangel hinaus nichts weiteres zu zeigen. Wie Ihnen nicht unbekannt ist, täuschen zahlreiche Werke durch Extravertiertheit, Schauspiel und Verführungskunst Genügen vor. Solche Werke leugnen meines Erachtens die eigentliche Natur des Kunstwerks, die eins ist mit dem Mangel, der das wahrnehmende Subjekt in Frage zu stellen vermag. Warum diesen Mangel zeigen?

[...]“

Rémy Zaugg, Berlin / Fragmente, 1987-1988

  

Rémy Zaugg besuchte nach der Matura in Porrentruy die Kunstgewerbeschule Basel. In den Jahren 1970 und 1971 erhielt er das Eidgenössische Kunststipendium. Zaugg lebte und arbeitete im schweizerischen Basel und im französischen Pfastatt bei Mulhouse. Er beschäftigte sich in seinen Werken mit der Wahrnehmung, die das Sehen in seinen verschiedenen Facetten untersuche und eine Erweiterung des Bewusstseins ermögliche. Er schuf Gemälde, Arbeiten auf Papier, Skulpturen im öffentlichen Raum, urbanistische Analysen und architektonische Entwürfe. Seine theoretischen Auseinandersetzungen, insbesondere das Buch Das Kunstmuseum, das ich mir erträume. Oder Der Ort des Werkes und des Menschen (1987) sind heute Standardtexte für Kunstkenner, Kunsthistoriker und Kunstschaffende. Zeitlebens hat Zaugg alles, was seine Umwelt für gegeben hielt, in Frage gestellt, es war die Rede vom „Philosophen-Künstler“. 1990 erhielt er den Kunstpreis der Stadt Basel. Über seine künstlerische Tätigkeit hinaus war er ein anerkannter Ausstellungsmacher und hat beispielsweise die umfassende Alberto-Giacometti-Retrospektive von 1991 in Paris organisiert.

 

Ausstellungen (Auswahl):

  • 1972 Dedans-Dehors, Kunstmuseum Basel

  • 1977 Biennale de Paris

  • 1982 Documenta 7, Kassel

  • 1989 Ein Blatt Papier, perzeptive Skizzen, oder die Entstehung eines Bildwerks, Werke von 1973–1989, Folkwang Museum Essen

  • 1991 Alberto Giacometti, Musée d'art moderne de la ville de Paris

  • 1992 Werkschau in Hamburg; Anbringung des Schriftzuges "Kanäle, Eisenbahnbrücke, Lagerhäuser, Schiff, Wolken, Himmel, Wind, Hafenkräne" an der Oberhafenbrücke

  • 1995 Herzog & de Meuron, Centre Georges Pompidou Paris

  • 1997 Rémy Zaugg, RETROSPEKTIVE, Ein Fragment, Kunsthalle Nürnberg

  • 1997 Public Works, Van Abbemuseum Eindhoven

  • 1999 Das XX. Jahrhundert – ein Jahrhundert Kunst in Deutschland, National Galerie Berlin

  • 2000 Sinn und Sinnlichkeit – Körper + Geist im Bild, Neues Museum Weserburg Bremen

  • 2001 Nauman, Felix Gonzalez Torres und Zaugg im Magasin 3 in Stockholm.

  • 2002 About death II, Art Unlimited, Art 33, Basel

  • 2002 IMAGINE, YOU ARE STANDING HERE IN FRONT OF ME, Caldic Collection, Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam

  • 2004 A-Z, Brooke Alexander Gallery, New York

  • 2015/16 Remy Zaugg. Die Frage der Wahrnehmung, Museum für Gegenwartskunst, Siegen / Reina Sofía, Madrid